Verschwendetes Geld – So geht‘s nicht weiter mit der Filmförderung

Gastbeitrag von Björn Koll

Erschienen im Monatsflyer April 2022

Filme fallen ja nicht vom Himmel, und bis ein Film im Kino gezeigt wird, ist es ein weiter Weg. Ich bin seit über 30 Jahren Filmverleiher und das ist eigentlich schon mal ein doofer Name, denn Film-Verleger würde meinen Beruf viel besser beschreiben. Ich finde meine Filme auf den Festivals, aber auch häufig schon viel früher, weil mich Regisseur:innen oder Produzent:innen ansprechen oder ich mitbekomme, welches Projekt irgendwo auf der Welt geplant, gedreht oder fertiggestellt wird und auf dem Weg in die Kinos Hilfe braucht.

Von mir erhalten die Filme nicht nur über sogenannte Mindestgarantien ihr Geld, sondern auch ihr Gesicht. Das sind der Titel, das Artwort, die Texte. Ich mache für die Filme die Öffentlichkeit, sei es über Festivals, Pressearbeit, Werbung oder Touren mit den Filmteams. Und dann kommt der schwierige Prozess, Kinos für die Filme zu begeistern und die Einsätze in den vielen unterschiedlichen Städten zu betreuen, indem z.B. die Kopie, aber auch Trailer, Plakate, Flyer und sonst so alles, was von einem Film zu sehen ist, rechtzeitig vor Ort sind. Die Produzent:innen und Filmmacher:innen können und müssen mir vertrauen, dass ich die jeweils für Ihren Film richtige Entscheidung treffe.

Das alles ist ziemlich viel Arbeit, die wir hier bei Salzgeber mit 14 Menschen leisten, und zwei Jahre Corona haben uns schwer geschadet. Für Produzent:innen und die Kinos gab und gibt es Hilfe, aber uns Filmverleiher hat man komplett vergessen. Darüber schreibe ich jetzt in unserem Newsletter und auf unserer Webseite und versuche in meinem Offenen Brief zu erklären, warum es so nicht weiter geht.

Mein eigentliches Thema ist die große Ungerechtigkeit, die in Deutschland bei der Vergabe gerade der Verleihfördermittel überdeutlich zu erkennen ist. Denn im Prinzip ist durchaus genug Geld da, es wird aber absolut ungerecht ver(sch)wendet. Wusstet Ihr, dass 89% der Verleihfördermittel der Filmförderungsanstalt, also immerhin 9,1 Millionen, exklusiv an die sechs Firmen Constantin, Warner, Leonine, Studiocanal, Wild Bunch und Sony gehen? Wusstet Ihr, dass der Film ‚Monster Hunter‘ als deutscher Film gilt und mit 650.000 Euro im Verleih gefördert wurde und dann doch nur 59.287 Besucher:innen erreichte?

Wer Lust hat, sich mit diesen Absurditäten weiter zu beschäftigen, wird auf salzgeber.de immer wieder fündig werden.

Björn Koll ist Geschäftsführer von Salzgeber & Co Medien GmbH.

Der Verleih trägt den Namen des Kino- und Festival-machers Manfred Salzgeber, der die Sektion „Panorama“ der Berlinale prägte und die „Edition Salzgeber“ gründete.

Aus dem Hause Salzgeber kommen queeres Kino (u.a. die monatliche Queerfilmnacht und das Queerfilmfestival), Dokumentarfilme wie ‚Monobloc‘ oder ‚Schocken‘ und junges deutsches Kino wie ‚Futur Drei‘ oder ‚Glück‘. Im April läuft der Salzgeber-Film ‚Loving Highsmith‘ im Casablanca.

Die offenen Briefe von Björn Koll an die Filmbranche sind online nachzulesen: