[Film und Diskussion] Der marktgerechte Patient
Anschließend Diskussion zur aktuellen Entwicklung mit
• Philipp Bornschlegl, Kinderarzt am Klinikum Nürnberg, IPPNW e.V.
• Dr. med. Alfred Estelmann, IPPNW e.V., ehemals Vorstand des Klinikums Nürnberg
• Wolfgang Lederer-Kanawin, Allgemeinarzt, attac, vdää
• Antje Hauptmann, Fachpflegekraft am Klinikum Nürnberg

Es gibt zahllose Berichte über skandalöse Zustände in den deutschen Krankenhäusern. Erstaunlicherweise fehlt dabei aber fast immer der Bezug auf die wesentliche Ursache dieser Zustände: Die seit 2003 verbindliche Vergütung der Krankenhäuser durch sogenannte Fallpauschalen. Nach ihr hat jede diagnostizierbare Krankheit einen fixen Preis. Wer mit möglichst geringen Kosten den Patienten schnell abfertigt, macht Gewinn. Wer sich auf die Bedürfnisse der Patienten einlässt und nach Tarif bezahlt, macht Verluste.

Die Einführung der Fallpauschalen (DRG) vor 20 Jahren war der radikale Schritt zur kompromisslosen Kommerzialisierung. Seither wird der Mensch dort, wo er am verletzlichsten ist, nämlich als hilfsbedürftiger Patient, den gnadenlosen Prinzipien von Gewinn und Verlust untergeordnet, der Anteil der privaten Träger von Krankenhäusern hat sich vervielfacht, die Zahl der öffentlichen und gemeinnützigen Kliniken ist gesunken.
Wir sind nicht am Zurschaustellen von Skandalen interessiert. Uns kommt es beim Aufdecken von Folgen vor allem auf die zentralen Ursachen der unhaltbaren Zustände in Krankenhäusern an. Nur so sind sie zu verändern.

Im Dezember 2022 hat Gesundheitsminister Lauterbach verkündet, dass das System DRG sei ein Fehler gewesen (das er selber mitverantwortet hatte) und dass es abgeschafft werden soll. Tatsache aber ist: Nur ein Teil des bisherigen DRG-Budgets wird auf die Finanzierung durch Vorhaltepauschalen umgeschichtet. Die Arbeitsbedingungen werden somit nicht besser.




Mittwoch, 29. März 2023
18:00

Casablanca

D 2018 | R: Leslie Franke; Herdolor Lorenz | 82 Min. | ab 12 | deutsche Originalfassung

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