„Im Musical habe ich die größte Befriedigung für all meine Aspirationen gefunden. Sie sind an dem Tag erfüllt worden, als ich ‚Les Demoiselles de Rochefort‘ gedreht habe. Da war ich vollständig glücklich. Ich habe alles mit reingebracht, was ich liebe: Es ist die Rede von Malerei, es gibt Poesie, Chansons, Tanz, Literatur und Kino“
~ Jacques Demy
Meine persönliche Liebe zu dem Musicalfilm begann mit einem Mann aus der kleinen französischen Gemeinde Pontchâteau.
Wo am Beginn der Leidenschaft für das klassische Musical wohl Namen wie Gene Kelly, Fred Astaire oder Judy Garland erwartet werden, standen für mich Catherine Deneuve, Anouk Aimée, Marc Michel – und eben Jacques Demy. Tatsächlich sah ich Lola, ‚Les Parapluies de Cherbourg‘ oder ‚Les Demoiselles de Rochefort‘ vor Hollywood- Größen wie ‚Singin‘ in the Rain‘, ‚Meet Me in St. Louis‘ oder sogar ‚The Wizard of Oz‘. Dieser Mann aus Frankreich, diese französische Bewegung der Nouvelle Vague haben mich in der Begeisterung für ein Genre, das heutzutage im Kino eher als Randerscheinung auftaucht, angesteckt und nicht mehr losgelassen. Denn Demy liebte das amerikanische Musical, das sich im Laufe der 1960er Jahre bereits mitten im Abstieg befand, inbrünstig, was sich in seinen Filmen stets ausdrückt – und doch erscheinen seine Filme nicht als reine nostalgische Rückblicke, sondern vereinen eine tiefe Liebe mit einer Frische, die die Nouvelle Vague in ihren besten Momenten stets auszeichnete.
Und so verstand ich meine erste Erfahrungen mit Demys Filmen. Als Einladung, das Musical als Rückblick in all seinen Reichhaltigkeit zu erleben: Ein Rückblick auf Entwicklungen im amerikanischen Kino, Pre-Code bis New Hollywood, auf Poesie, Musik, gemalte Hintergründe, Stars, Choreografien und auf unzählige weitere Aspekte. Aber auch – im Sinne der Nouvelle Vague – als Einladung zum Ausblick: Auf die Zukunft des Musicals und die vielen Facetten, die nach der Blütezeit noch folgen sollten und folgen werden. Und ähnlich verstehe ich nicht nur diese Reihe und die damit einhergehende Auseinandersetzung mit der Vielschichtigkeit des Musicals, sondern generell den Gang ins Kino auch:
Als Einladung zum Wiedersehen mit alten Freunden, aber auch als Aufruf, neue Bekanntschaften zu machen.
Von Max Rech