Der Teenager Marco glaubt, seinen Weg gefunden zu haben: In der Schule wird er als Sportler gefeiert, mit seiner Freundin führt er eine stabile Beziehung, in der Werkstatt seines Vaters wartet ein guter Job auf ihn. Er ist einer, den alle mögen – und als es darum geht, sein kroatisches Heimatdorf vor einer Flut zu schützen, stapelt er Sandsäcke, wie alle anderen auch. Doch dann taucht ein vergessen geglaubter Freund aus der Vergangenheit auf und weckt Gefühle, die Markos sorgsam zusammengebautes Selbstbild in Frage stellen – und das Selbstverständnis der konservativen Dorfgemeinschaft gleich mit.
„Mauern aus Sand“ ist eine melancholisch erzählte Geschichte über das Erwachsenwerden und den aussichtslosen Versuch, der Mensch zu sein, den andere in einem zu sehen glauben. Behutsam und frei von Sentimentalität inszeniert Regisseurin Čejen Černić Čanak die Liebe als Naturgewalt, die sich ihren Weg bahnt – so viele Dämme auch aufgeschüttet werden. Ein aufregendes, dabei ganz unaufdringliches Stück junges queeres Kino, zeitlos schön.
ČEJEN ČERNIC ČANAK (Regie), 1982 im kroatischen Osijek geborben, studierte zuerst Film- und Fernsehregie an der Academy of Dramatic Arts in Zagreb. Nachdem sie bei zahlreichen Kurz-, Dokumentar- und Animationsfilmen als Regieassistenz mitgewirkt und eigene Kurzfilme, unter anderem die Animation „The Girl Who Loved Fairy-Tales“ veröffentlicht hatte, folgte 2017 mit „Das Geheimnis des grünen Hügels“ ihr erster Spielfilm. Der Jugendfilm nach einer Romanvorlage von Ivan Kušan von Hana Jušić wurde auf dem Filmfestival in Pula mit dem Preis für die beste Nachwuchsregie ausgezeichnet und lief auf über 25 weiteren internationalen Filmfestivals. „Mauern aus Sand“, ihr zweiter Spielfilm, feierte Weltpremiere bei der Berlinale 2025.

Casablanca
HUN/LTU/SVN 2025 | R: Čejen Černić Čanak | 88 Min. | kroat. OmdU