TV- und Mediatheken-Tipps vom 31. Dezember 2020 bis 6. Januar 2021

Zusammengestellt von Rainer Mesch (Casa-Akademie) und mit Zitaten aus den Kurzkritiken von filmdienst.de!


Wir sind die Neuen

von Ralf Westhoff, Deutschland 2014
Freitag, 1. Januar 2021, 18:30 Uhr, ARD

Ein Glücksfall für den deutschen Film: eine Unterhaltungskomödie mit ernsten Untertönen, die bei Publikum und Kritik sehr viel Zuspruch fand.

“Eine Frau und zwei Männer, alle um die 60, ziehen 35 Jahre nach ihrer Zeit in einer Wohngemeinschaft erneut zusammen. Ihre kleine Zweckgemeinschaft kollidiert mit drei Studenten in der Wohnung über ihnen, die vom ständigen Leistungsdruck gestresst sind und zunächst aggressiv und ablehnend reagieren, dann aber ihre Schwächen und Empfindlichkeiten zu erkennen geben. Vorzüglich gespielte Komödie mit brillanten Dialogen, die auf dem schmalen Grat von subtiler Charakterbeschreibung und unterhaltsamem Genrefilm liebevoll von den Chancen und Grenzen eines Generationen übergreifenden Miteinanders erzählt.”


Die Insel der besonderen Kinder

von Tim Burton, USA/Großbritannien 2016
Samstag, 2. Januar 2021, 20:15 Uhr, Sat 1

Tim Burtons bizarre Bilderwelt in der Verfilmung eines Fantasy-Romans von Ransom Riggs.

“Ein US-amerikanischer Teenager erfährt unter tragischen Umständen, dass die Erzählungen seines Großvaters über besondere Kinder und Monster real sind. Bei einer Reise nach Wales lernt er die Menschen aus den Geschichten kennen und spielt selbst eine Schlüsselrolle im Kampf gegen deren Feinde. Das bildgewaltige Fantasy-Abenteuer bleibt als Außenseiter-Mär zwar an der Oberfläche, entfaltet durch seine fantasievollen Figuren und seine Ausstattung atmosphärisch jedoch einen liebenswert-grotesken Kosmos.”


Die Taschendiebin

von Park Chan-wook, Südkorea 2016
Samstag, 2. Januar 2021, 23:30 Uhr, 3Sat

Park Chan-wook gehört zu den führenden Regisseuren des in den letzten Jahren international beachteten südkoreanischen Films.

“Während der japanischen Besatzung Koreas in den 1930er-Jahren soll eine zur Taschendiebin ausgebildete junge Frau einer reichen, unverheirateten Erbin in einem abgelegenen Anwesen zu Diensten sein. Die junge Frau ist Teil eines raffinierten Eheschwindelplans, verliebt sich dann aber in die Erbin, was nur eine von mehreren überraschenden Wendungen ist. Die in drei Kapiteln virtuos entfaltete Liebesgeschichte ist mit einem romantischen Kriminalthriller verknüpft und entfaltet als kunstvolles Vexierspiel eine illustre Dynamik voller Perspektivwechsel und optischer Täuschungen. Ein kluger, facettenreicher Film voller Eleganz und Tempo, geprägt von intensiver Musik und großer Inszenierungskunst.”


Capote

von Bennett Miller, USA 2005
Sonntag, 3. Januar 2021, 23:05 Uhr, Tele 5

Brillanter Debutfilm eines US-Independent-Regisseurs, mit Philip Seymour Hoffman grandios besetzt und Oscar-prämiert.

“Leben und Karriere des US-amerikanischen Erfolgsautors Truman Capote, fokussiert auf die sechsjährige Arbeit an seinem dokumentarischen Roman “Kaltblütig”. Die in der Titelrolle brillant gespielte Filmbiografie beleuchtet auch die Schattenseiten ihrer Hauptperson, ohne sich von ihr abzuwenden. Dabei porträtiert die elegante Inszenierung mit Hang zur Melodramatik ihre Hauptperson als gesellschaftlichen Außenseiter, der das scheinbare Stigma der Auserwähltheit durch sein affektiertes Auftreten zu überdecken versucht.”


Shame

von Steve McQueen, Großbritannien 2011
Mittwoch, 6. Januar 2021, 22:05 Uhr, 3Sat – bis 13.1. in der 3Sat-Mediathek

Aufsehen erregender zweiter Film des späteren Oscar-Preisträgers (für „12 Years A Slave“) mit einer herausragenden Schauspielleistung von Michael Fassbender.

“Ein sexsüchtiger New Yorker Yuppie bekommt Besuch von seiner labilen jüngeren Schwester, die sich bei ihm einquartiert. Der Kontakt mit ihr ruft verdrängte Erinnerungen aus der gemeinsamen Kindheit wach, gefährdet aber die ganz auf die Sucht ausgerichtete Existenz des Mannes, die menschliche Bindungen ausschließt, und wird für ihn zur Zerreißprobe. Ein beklemmendes, vielschichtiges Drama, das dank des hervorragenden Hauptdarstellers und der vorzüglichen Inszenierung voller poetischer wie auch verstörender Bilder in den von unterdrücktem Schmerz geprägten Kosmos der Hauptfigur hineinführt. Dabei geht es auch um die Kritik eines westlichen Lebensstils, mehr aber um das Ergründen existenzieller Zustände.”


Endzeit

von Carolina Hellsgard, Deutschland 2018
Mittwoch, 6. Januar 2021, 23:15 Uhr, Arte – bis 4.2. in der Arte-Mediathek

Horror-Filme muss man mögen, aber diese deutsche Produktion wird dem Genre auf ungewohnte Weise gerecht.

“Nach einer Zombie-Apokalypse ist die Menschheit mit Ausnahme der thüringischen Geisteszentren Weimar und Jena ausgerottet. Als zwei junge Frauen in einem Versorgungszug auf dem gefährlichen Weg zwischen den Städten liegen bleiben, müssen sie sich zu Fuß weiter durchschlagen. Dabei stoßen sie in der vermeintlichen Todeszone auf ein überraschendes Anzeichen von Leben. Die Adaption einer Graphic Novel von Olivia Vieweg liefert eine ungewöhnliche deutsche Variation dystopischer Genrefilme in grandiosen Bildern, die der üblichen Effekthascherei der Zombieangriffe feminine und philosophische Ideen entgegenstellt.”