In my Room
Armin wird langsam zu alt für das Nachtleben und die Frauen, die er mag. Er ist nicht glücklich mit seinem Leben, kann sich aber kein anderes vorstellen. Als er eines Morgens auf- wacht, ist es totenstill: Die Welt sieht aus wie immer, aber die Menschheit ist verschwunden. – Ein Film über das beängstigende Geschenk absoluter Freiheit.

Armin lebt allein, er will sich nicht binden. Ob er seine Freiheit zu sehr liebt oder vor Verantwortung flieht – er hat sich so lange alle Optionen offen gehalten, bis er die meisten verspielt hatte. Er lebt vor sich hin, nimmt, was er kriegt und meidet den Blick in die Zukunft. Erst der Verlust eines geliebten Menschen zwingt ihn, sich Fragen zu stellen. Als er dann in einer leeren Welt aufwacht, muss er sich entscheiden. Er wählt das Leben. Und als er die letzte Frau trifft, glaubt er zum ersten Mal an die Liebe. Aber auch im Paradies stellt sich die Frage, ob die Möglichkeit des Glücks der Wirklichkeit standhält.

Wie die Hauptfigur Armin bin ich – und viele andere meiner Generation – in einem liberalen Elternhaus ohne existentielle Nöte aufgewachsen. Nach der Schule standen viele Wege offen. Weder die Berufswahl noch die Gründung einer Familie waren Automatismen, der Raum des Möglichen schien unbegrenzt. Das Gefühl jederzeit neu anfangen zu können, gehört genauso zu meiner Identität, wie die Weigerung sich materialistischer Logik und Sicherheitsdenken zu unterwerfen.

Doch mit dem Älterwerden wird der Raum des Möglichen schnell enger, egal, welchen Weg man einschlägt. Sich nicht festzulegen wie Armin, bedeutet nicht, dass alle Türen offen bleiben. Die Zwänge unserer Generation sehen vielleicht anders aus, aber sind wir so viel freier als unsere Eltern? Worin liegt diese Freiheit? Unsere Würde hängt daran, dass wir glauben, unsere Biografien selbst gestalten zu können.

Die Protagonisten dieses Films erleben eine Katastrophe und bekommen die Chance, ihr Leben neu zu gestalten. Aber sie schleppen ihre Vergangenheit mit sich und können nicht bei Null anfangen. Kirsis Glaube an die Liebe ist erschüttert und Armin hat noch nie mit einer Frau zusammengelebt.

IN MY ROOM ist eine „realistische“ Geschichte mit einer unrealistischen Prämisse – kein „Endzeitdrama“, sondern ein Film, der mit Humor von der Liebe der letzten Menschen erzählt. Das Verschwinden der Menschheit ist der Rahmen für ein Experiment, das den Widerspruch zwischen Freiheitsdrang und dem Wunsch nach Geborgenheit untersucht.




Donnerstag, 8. November 2018
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Casablanca

D/IT 2018 | R: Ulrich Köhler | 120 Min. | ab 12 | dt. Originalfassung

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