Monat: Dezember 2019

1 Euro pro Ticket: Wie finanziert man eigentlich ein Kino?

Bei jedem Kinobesuch ist sie direkt im Blickfeld der Besucherinnen und Besucher an der Kinokasse, die inzwischen beeindruckend große Sammlung von Auszeichnungen für das Casablanca-Programm. Jedes Jahr erhalten wir diese Preise sowohl von der Bundebeauftragten für Kultur und Medien (zuletzt im Oktober als eines der 30 besten Kinos in Deutschland) als auch von der Bayerischen Staatsregierung. Damit verbunden sind stattliche Geldbeträge.

Dabei kommt manchmal die Frage auf: Bei so viel Preisgeld und Förderungen – braucht es da wirklich noch einen Verein wie den Casa e.V.? Schwimmt man als Kinobetreiber nicht sowieso im Geld?

Natürlich ist das nicht so – ein anspruchsvolles Programm wie das des Casablanca ist teuer. Die Verleiher sichern sich inzwischen teilweise über 50 Prozent der Umsätze. Immer neue Investitionen wie zum Beispiel für die neue Lüftungsanlage müssen finanziert werden – und die Liste der notwendigen Renovierungsmaßnahmen ist noch lang. Hierfür gibt es zwar gerade in Bayern gut ausgestattete Fördertöpfe, aber ein großer Teil muss dennoch vom Kino finanziert werden. Und auch das Personal soll fair bezahlt werden.
Auch wenn in Deutschland viel Geld in die Produktion von Spielfilmen gesteckt wird – für die Kinos sind die Fördersummen überschaubar.
Wir haben mal die Zahlen der letzten Jahre überschlagen: Im Schnitt landet pro verkaufter Kinokarte etwa ein Euro öffentliches Geld in der Kasse. Das ist gut so und notwendig – aber im Vergleich zu den Förderungen, die andere Kultur-Bereiche genießen nicht allzu viel.

Positiv gewendet: Das Kino lebt vom Publikum – in dem Sinne, dass das Kino nur weiterleben kann, wenn es weiter Publikum findet (das scheint angesichts der Rekord-Besucherzahlen des letzten Jahres der Fall zu sein!), aber auch in dem Sinne, dass das Kino zum weitaus überwiegenden Teil von dem Geld lebt, das die Menschen an der Kinokasse bezahlen.
Für das kommende Jahr hat die Bundesregierung versprochen, endlich das „Zukunftsprogramm Kino“ in Gang zu bringen, das im Koalitionsvertrag verankert ist. Wir sind gespannt!

Der Text erschien zuerst im Casa-Programmflyer Januar 2020

Im Dezember machen sich die „Kurzen“ breit

Im November besuchten wir, B & B, wieder das Internationales Kurzfilmfestival Berlin. Das Fünf-Tage-Festival hatte dieses Jahr seinen 35ten Geburtstag und ist mit 23.000 Besucher, 450 Kurzfilme in 60 Programmen das größte Kurzfilmfestival in Deutschland. Die zwei größten Veranstaltungen “Eject -Die lange Nacht des abwegigen Films” und “Sound & Vision“, Kurzfilme mit Live-Begleitung fanden wieder mit je 800 Besuchen in der Volksbühne statt.

Bernd & Black

Die Highlights dieses Festivals gibt es schon am Mittwoch den 25. Dezember bei den „Golden Shorts“ zu sehen. Traditionell werden bei den „Golden Shorts“ wieder Unmengen an Geschenken verlost und nicht wie üblich nur unser überragender Preis.

Zum Jahresende drücken die „Kurzen“ noch mal gewaltig in unser Programm. Am Samstag 21. Dezember, bei der längsten Nacht des Jahres, findet wieder der Kurzfilmtag statt.

Geboren wurde der KURZFILMTAG 2011 in Frankreich. Seit 2012 findet er in Deutschland statt und mittlerweile nehmen mehr als 20 Länder an dem Kulturereignis teil.

Wir zeigen zum Ehrentag des Kurzfilmes, gleich drei unterschiedliche Kurzfilmprogramme.

Um 14:00 Uhr startet das Kino am Nachmittag mit Kaffee und Kuchen

Um 16:00 Uhr gibt es Kurzfilme für Kids: Mo & Friese unterwegs. Eintritt frei! (für Kinder und Erwachsene)

Um 21:00 Uhr zeigen wir wieder Gewinner- und nominierte Filme des deutschen Kurzfilmpreises. Wir freuen uns die Schauspielerin Kristin Kumria und die Regisseure Jonathan Behr, Florian Baron und Daniel Popat begrüßen zu dürfen.

Alle Infos zum gibt es hier:

Kurzfilmtag: https://casablanca-nuernberg.de/veranstaltungen/kurzfilmtag/

Golden Shorts: https://casablanca-nuernberg.de/event/shorts_golden/

Oft gestellte fragen: Warum gibt‘s im Casa eigentlich kein Popcorn?

Kaum eine Frage wird im Casa-Foyer öfter gestellt. Ein Kino ohne Popcorn? Die Standard-Antwort ist dann immer: „Wir sind ja auch kein Popcorn-Kino!“.
Für viele gehört Popcorn zum Kinobesuch dazu – oft sind es die, die sich zielstrebig in die letzte Reihe setzen, Rituale eben. Das zeigt: Das mit dem Popcorn ist gelernt, Ergebnis von fast 100 Jahren Erziehung durch die Kinobetreiber. Das ist nicht schlimm – muss aber auch nicht überall so sein.

Eine kleine Geschichte des Popcorn im Kino: Los ging es in den 20er Jahren in den USA, wo die ersten Kinos vor ihren Eingängen (der Geruch!) Stellplätze an fliegende Popcorn-Röster vermieteten. Während der Weltwirtschaftskrise kamen sie dann drauf, dass es nichts gibt, mit dem man mehr Geld verdienen kann als damit, aus einem Rohstoff, der fast nichts kostet (Mais) und einer einfachen Maschine etwas zu machen, was man mit vielen hundert Prozent Gewinnaufschlag weiterverkaufen kann. Die Kinobetreiber kündigten die Verträge mit den Popcornbuden und stellten sich die Kessel selbst in die Foyers – eine Idee zum Gelddrucken war geboren. Auch wenn es in Oregon kurz ein Gesetz gab, das Popcorn im Kino verbot (wegen der störenden Geräusche) – die Idee war nicht aufzuhalten.

Darüber, ob Popcorn lecker ist, kann man streiten. Es gibt ein paar harte Gründe, die gegen Popcorn sprechen: Das Ungeziefer. Der Geruch. Das Geräusch. Und je nach Körperkontrolle des Publikums im Saal landet ein erheblicher Teil auf dem Boden.

Viele im Publikum stört das – und sie mögen es, wenn es Kinos gibt, in denen eben nicht alles so ist, wie man es gewohnt ist. Und das ist auch der Grund für unser Popcorn-freies Kino: Wir haben wirklich Spaß dran, ‚anders‘ zu sein, nicht dem zu entsprechen, was man so von einem Kino erwartet. Das merkt man hoffentlich an unserer Filmauswahl und an unseren Programmideen – aber eben auch daran, dass man bei uns jederzeit gern ein Glas Bier, Wein oder Cola mit ins Kino nehmen kann (ja, ein Glas und keinen Becher – auch das hat mit der Körperkontrolle des Publikums zu tun …). Und wenn ganz dringend ein paar Kalorien fehlen, gern auch einen Schokoriegel oder ein Eis. Aber genau wie manche Filme ihren Platz auf anderen Leinwänden haben als denen im Casa, muss das Popcorn auch weiterhin draußen bleiben.#

(Der Text erschien zuerst im Casa-Programmflyer im Dezember 2019)